#RULEDBYTHEPEOPLE?
Fotoprojekt im öffentlichen Raum von God‘s Entertainment, Peter Mayr & Karl Wratschko
SYNOPSIS:
"Die Geschichte hat gezeigt, dass [...] sich auch scheinbare Utopien verwirklichen lassen". (Amalie Seidel, Abgeordnete im Nationalrat 1919-1934)
1919 durften nach langem Kampf zum ersten Mal Frauen an Wahlen in Österreich teilnehmen. Es scheint, es habe sich seitdem das allgemeine Wahlrecht für alle durchge- setzt. Jede/r könne und dürfe ab einem bestimmten Alter wählen und die politischen Entwicklungen Österreichs mitbestimmen. Ein Blick auf die Statistiken zeigt jedoch, dass es weiterhin - 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts - eine große Gruppe von Menschen gibt, die von der politischen Mitbestimmung in Österreich ausgeschlossen werden. Denn ohne Pass keine Mitbestimmung. In Wien sind das 2019 knapp 30% der Menschen, die hier ihren Hauptwohnsitz haben, Steuern zahlen und nur auf regionaler Ebene wählen dürfen.
Ist es wirklich demokratisch, wenn fast 30% der Wiener*innen nicht an Landes- und Bundeswahlen teilnehmen dürfen? Muss die Staatsangehörigkeit an die Möglichkeit zur politischen Mitbestimmung gekoppelt sein?
In dem Projekt wurden 52 Menschen porträtiert, die seit Jahren in Wien ihren Hauptwohnsitz haben und nicht wählen dürfen. Die Portraits stehen repräsentativ für die wahlrechtslosen Mitbürger*innen. Im Durchschnitt leben die porträtierten Menschen seit 12 Jahren in Wien. Sie haben über zwanzig verschiedene Staatsangehörigkeiten und allen ist eines gemeinsam: Wien ist seit Jahren ihr Lebensmittelpunkt und sie wollen ihr Lebensumfeld auch politisch mitgestalten. 100 Jahre nach der Einführung des Frauenwahlrechts stellt sich erneut die Frage: Wollen wir eine Gesellschaft mit „Menschen zweiter Klasse“, die außer vielen Pflichten politisch kaum Rechte haben? Wie kann die Utopie einer Demokratie für alle zur Realität werden?Gefördert durch: Kulturabteilung der Stadt Wien - MA7 und SHIFT III - Basis Kultur Wien
Foto: Peter Mayr